Wenn erfahrene Füchse einen How-to?-Klassiker zum Thema Verführung schreiben …
… dann kommt so ein fantastisch reifes Album wie Wish I Was Here dabei heraus. Und das Berliner Autorenkollektiv heißt MICATONE, im Einzelnen: Lisa Bassenge (Vocals), Boris Meinhold (Gitarre, Produzent), Sebastian „Hagen“ Demmin (Piano, Keyboards) und Paul Kleber (Kontrabass, E-Bass, Schlagzeug). Die vier virtuosen Musiker haben sich nach mehreren Jahren Solo-Pfaden nun für ihr viertes Studioalbum zusammengefunden. Und dafür schauen auch mal Gast-Musiker wie Earl Harvin, Livedrummer von AIR, Martin Weck (CALEXICO) oder Stuart A. Staples (TINDERSTICKS) vorbei.
Den Einstieg gibt ‘Handbrake’, ein dezent von Tango-Spirit und Surf-Gitarre angehauchter Rumba mit einem wunderschönen Duett zwischen Lisa Bassenge (“You’ve been acting strange”) und Stuart Staples (“Just having some garage time”). Und dabei harmonieren nicht nur die hellen, scharfkantigen und lusttrunkenen Vocals von Lisa mit der weichen, sonoren, tiefen Stimme von Stuart: Mojo-Vibe pur, der auf die kommenden 50 Minuten einstimmt. Danach geht es munter im Feld zwischen Soul, Jazz-Funk, Surf-Blues und Trip Hop hin und her – aber wie! Hier gibt es kein Ausprobieren, das seine eigene Persönlichkeit erst noch finden muss, sondern Stilbewusstsein, welches die Welt gesehen hat: groovy, funky, jazzy, stimmig, immer im Flow und äußerst sexy. Alles dreht sich um Verführung, Fallenlassen und Fallen-gelassen-werden, Schmerz, Sehnsucht, Liebe – gefundene und verlorene, in der ein oder anderen Form.
Was für eine Verwöhnung für das Ohr auch, wie das Album produziert wurde. Jeder Sound und jede Note haben den richtigen Tune, die Spuren sind ideal abgemischt, das Arrangement lässt jedem Instrument seinen eigenen Raum und führt sie dann doch in perfekter Balance mit Lisas Ton angebender Stimme zusammen. Wish I Was Hereentfernt sich vom elektronischen Element der Vergangenheit und glänzt dafür mit stärker puristischen und klassischen Grooves – do more with less. MICATONE verlocken den Hörer mit jener gelassenen Erfahrung, Eleganz und Selbstbewusstsein, welche Bände sprechen, so dass man getrost nach dem Drink mitgehen kann und weiß, man wird diese Nacht genießen … ‘Dirty Town’, das letzte Stück der Platte buchstabiert und schnurrt dieses Versprechen vielleicht am deutlichsten: Just smooth to the fullest!
(Diese Rezension erschien zuerst auf Popmonitor.berlin.)
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MICATONE, Record-Release-Party zu Wish I Was Here
anschließend Sonar Kollektiv DJs
Freitag, 16.03.12, 21:00 | .HBC
MICATONE
Wish I Was Here
(Sonar Kollektiv/ AL!VE)
VÖ: 02.03.2012
www.micatone.de
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