A night out with a new ambassador of Blues
Dear Alex,
ich verdanke dieses Konzerterlebnis dem Hinweis Deines musikalischen Goldnäschens, also lass mich Dir und Berlin kurz von diesem Glückserlebnis erzählen. Es geht um die Londoner Record-Release-Konzert-Party von [URL=http://popmonitor.de/include.php?path=content/articles.php&contentid=3617]STEVE SMYTH[/URL], der ja auch bald in Berlin und auf Haldern zu Gast sein wird. Ein neuer Geheimtip? Ein vielversprechendes Talent? Eher die verspätete Entdeckung eines Schatzes. Ein atemberaubender Virtuose.
Der Abend begann smooth aber intensiv mit JESS ROBERTS, eine lighte und sanftere Version von AMY WINEHOUSE: kräftige, mal klar-helle, mal bluesig-rauchige Vocals, begleitet von gekonntem Blues-Picking ihres Gitarristen und einem puristisch eingesetzten Schellenkranz. Die Cover-Interpretation von KOKO TAYLORs Soulhit ‘Voodoo Woman’ verrät sinnig, welcher Vibe den Raum hier zumindest in Ansätzen erfüllt.
Danach betrat HUEY MORGAN (FUN LOVIN’ CRIMINALS) aus New York City solo den Teppich, um ein kurzes Set von vier sehr traditionell-einfachen Songwriter-Balladen zu spielen. Seine Stimme klingt immer mehr so, als fresse sich der Krebs langsam seinen Weg durch die Lungen aber in Kombination mit dem Genre dankt es der Hörer in diesem Fall. Dabei gaben die Zwischenansagen, der hochgradig selbstironische Inhalt der Texte und die grinsende Gesangsmimik klar zu erkennen, dass hier keine neuen Bestmarken mehr gesetzt werden sollen. Würde man den Ansatz ernst nehmen, bliebe kein anderes Wort als “pathetic”. Weil HUEY aber so sympathisch mit der Rolle als Entertainer-Zwischennummer auftritt und wahrscheinlich jede Menge Fans anwesend sind, ist es für das Publikum ein leichtes, die allzu flachen und inhaltsleeren Songs amüsiert hinzunehmen und jede 08/15-Silbe mit johlendem Applaus zu quittieren als verberge sich dahinter jahrhundertealte Weisheit.
Und nun, Vorhang auf, mit dem Whisky-Glas von der Bar direkt hinters Mikrofon: STEVE SMYTH. An den Drums sitzt JOEL STEIN von den HOWLING BELLS, welcher bei einigen Nummern feinsinnig begleitet und dabei emotional viel mitgerissener wirkt als in seiner eigenen Band. Das Set beginnt mit ‘Barbiturate Cowboy and His Dark Horse’ und das reißt einen live in ungeahnte Höhen und Tiefen fern der Albumaufnahme – Himmel, Hölle, Erde? Wo genau kommt STEVE SMYTH her … intense, unglaublich intensiv! Ich kann den TOM WAITS und JEFF BUCKLEY-Vergleich nun nachvollziehen: es geht dabei nicht so sehr um die kreative Schaffenskraft dahinter, sondern um dieses völlige Aufgehen und Sich-Fallen-Lassen und Verschwinden im Akt des Singens. Auch wenn die Reife und Ruhe noch fehlen mögen, zu der entsprechenden Stimme zumindest wird STEVE sich langsam aber sicher hinrauchen und -trinken, wie man beobachten konnte.
JUANITA STEIN von den HOWLING WOLFS kommt dann für das schlichte und harmonisch Duett ‘Stay Young’ auf die Bühne. Und zum letzten Song bittet STEVE SMYTH nochmals Musikerfreunde zu sich – und da spazieren doch tatsächlich KITTY, DAISY AND LEWIS mit kompletter Mundharmonika, Gitarren- und Schlagzeugbesenmontur herbei und geben ein herrliches Blues-Impro-Stück zusammen mit STEVE. Trotz kleiner Unstimmigkeiten steigert sich der Freestyle über gute 5 Minuten und vermag die Stimmung nochmals anzuheizen. Es gibt keine Zugabe, nur Alcohol and Cigarettes mit den Bands und Anhang vor der Tür, denn an diesem Abend scheint sich eine riesige Musiker-und-Freundesfamilie in London getroffen zu haben. Was für ein herrliches Wohnzimmerkonzert!
Yours sincerely.
(Diese Rezension erschien zuerst auf Popmonitor.berlin.)
________________
STEVE SMYTH live am 27.03.2012 im Magnet Club und auf dem Haldern Pop Festival 09.08.-11.08.2012
STEVE SMYTH
Release
(TeenAgeRiot Music)
VÖ: 12.03.2012
www.stevesmyth.com.au
www.myspace.com/stevesmythmusic
www.twitter.com/stevesmythmusic
http://www.facebook.com/stevesmythofficial
http://www.teenageriotmusic.com/
www.facebook.com/teenageriotmusic
Zurück zum blog!