Die Larve schickt sich an zu schlüpfen

Cocoon – das junge französische Duo Mark Daumail (26, alles was Saiten hat) und Morgane Imbeaud (23, alles was Tasten hat und Arrangements) gibt es seit fünf Jahren. Im ersten Jahr nach ihrer Gründung haben sie bereits zwei EPs (I Hate Birds und From Panda Mountain) veröffentlicht und einen Longplayer (My Friends All Died In A Plane Crash) und traten seitdem unter anderem als Vorband von Echo & The Bunnymen auf. Ihr jugendliches Alter sollte also nicht darüber hinweg täuschen, dass das Larvenstadium hier bereits lange überschritten ist.

Im April wird nun das das zweite Album Where The Oceans End erscheinen, und um einen Vorgeschmack zu geben, befinden sich die beiden nun mit Unterstützung von Raphaël Séguinier an den Drums und Oliver Smith am Bass auf Tour. Einzuordnen ist ihr Stil zwar schon irgendwo in bekannten Gefilden von leichtem Pop und Youngster Folk, aber so schnell und leichtfertig sollte man das Potential der beiden dann doch nicht beiseite schieben. Zunächst einmal entgegnen sie selbst in ihrem zweistimmigen Gesang jeglicher billigen Pop-Romanze. Darüber hinaus klingen sie weder penetrant französisch, noch betont amerikanisch – obwohl sich Einflüsse aus beiden Richtungen ausmachen lassen. Daumiers Stimme erinnert darüber hinaus in manchen Stücken (‚Vultures‘, ‚On my Way‘) auf überraschend angenehme Weise an BEN HARPER. Die Kompositionen erinnern manchmal an SUFJAN STEVENS oder auch TURIN BREAKS. In Verbindung mit Folk-Strukturen (an manchen Stellen gar ELLIOTT SMITH-like) ergibt das eine hübsche harmonische Kombination.

In ihrem Wohnzimmer musizierend, so stellt man sich in Verbindung mit dem Bandnamen den musikalischen Kosmos der beiden Multi-Instrumentalisten aus Clermont-Ferrand vor, die manchmal auch einfach ihre Lieblingssongs als Cover-Version mit eigener Note geben. Wie schon die diversen Alben- und Songtitel wie ‚Owls‘, ‚Hummingbird‘ oder ‚Seesaw‘ verraten, liegt COCOON viel an der Natur und – so die Interpretation der Rezensentin: Natürlichkeit. Vielleicht ist das ein kleiner Hinweis auf das Geheimnis, weshalb sich die beiden trotz einer gefährlichen Kombination an Vorbelastungen (jung, englisch-singende Franzosen, Singer-Songwriter-Pop-Folk mit Banjo und Keyboard, Mann-Frau-(Gesangs)-Duett) noch nicht in ihrem eigenem Labyrinth verirrt haben.

Das scheint vielleicht ein wenig abwertend zu klingen, wenn man beschreibt, wie eine Band nicht klingt, statt positiv zu formulieren, was sie denn dann eigen macht. Das ist aber keineswegs eine euphemistisch formulierte Absage an die Musik, sondern nur die Vorsicht vor einem voreiligen Urteil. Was im Kokon vorgeht, ist und bleibt eben das Geheimnis der Metamorphose. Ob es sich bei COCOON um ein vorbeieilendes Frühlingsgefühl handelt oder daraus ein ernstzunehmender Pop-Act wird, könnte das kommende Album entscheiden. Ein Grund mehr, am Dienstag ins Lido zu gehen und sich schon mal live einen Vorgeschmack zu gönnen. Mal schauen, ob aus der Puppe ein Schmetterling werden kann.

(Diese Rezension erschien zuerst auf Popmonitor.berlin.)

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COCOON
Dienstag, 22. März 2011
Einlass 20 Uhr // Beginn 21 Uhr
Lido (Cuvrystraße 7 // U1 Schlesisches Tor)
VVK: 12 Euro zzgl. Gebühren, AK: 15 Euro

www.frompandamountains.com
www.myspace.com/listentococoon
http://www.soberandgentle.com/

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